![]() |
Badische Zeitung BAD KROZINGEN-HAUSEN |
"Gemeinsam sind wir stärker"
|
|
![]() |
Badische Zeitung BAD KROZINGEN-TUNSEL |
Landwirte wünschen einen Tunnel
|
|
![]() |
Badische Zeitung BAD KROZINGEN |
Tunnel statt hohem Damm
|
|
![]() |
Badische Zeitung BAD KROZINGEN |
Plädoyer für den Tunnel
|
|
![]() |
Badische Zeitung BAD KROZINGEN |
Lärmschutz ist und bleibt der Streitpunkt
|
|
![]() |
Badische Zeitung Kreisumschau |
BAD KROZINGEN Streit um Lärmschutz
|
|
![]() |
10. April 2003 | Badische Zeitung Tagesspiegel |
Drei Varianten ein Traumziel
|
![]() |
11. April 2003 | Badische Zeitung Freiburg |
"Gewaltiger Widerstand" gegen Bahn
|
![]() |
11. April 2003 | Badische Zeitung Tagesspiegel Kommentar |
Geheimsache Bahnlärm Bahnausbau |
10. Februar 2003 - Badische Zeitung (BAD KROZINGEN-HAUSEN) |
"Gemeinsam sind wir stärker"
Bürger des nördlichen Markgräflerlandes wollen "mit einer
Stimme" Einfluss auf die Pläne der Deutschen Bahn nehmen
BAD KROZINGEN-HAUSEN (mfa). "Mit einer
Stimme" wollen die Bürger des nördlichen Markgräflerlandes
künftig ihren "Unmut" über die Planungen der Deutschen Bahn
AG zum dritten und vierten Gleis äußern. Dazu wurde auf Initiative
von Bad Krozinger und Hartheimer Bürgern von 200 Gründungsmitgliedern
jüngst die Bürgerinitiative "MUT - Mensch- und Umweltschonende
DB-Trasse Nördliches Markgräflerland" mit Roland Diehl als erstem
Vorsitzenden gegründet.
Der Name der Bürgerinitiative sei dabei eine Aussage an sich, wie Albert
Bär, Ortsvorsteher von Schlatt und einer der Initiatoren, zum Auftakt der
Gründungsversammlung in der vollbesetzten Möhlinhalle in Hausen ausführte.
Denn für die Arbeit der Bürgerinitiative brauche es Mut - und Mitglieder,
die der Bürgerinitiative in den bevorstehenden Verhandlungen mit der Bahn
und mit politischen Vertretern das nötige Gewicht verleihen.
Nachdem viele Gespräche mit der Bahn ergebnislos verlaufen seien, sind
die Initiatoren, wie es der Präambel der Vereinssatzung zu entnehmen ist,
zur Überzeugung gelangt, dass "die Bahn die Politik verfolgt, Gespräche
zu führen, zuzuhören, Zeit zu schinden, um danach genau ihren Kurs
zu fahren", der nur davon geprägt sei "die kostengünstigste
und schnellste Lösung zu verwirklichen". Deshalb habe man sich auf
das Motto "gemeinsam sind wir stärker" besonnen und möchte
mit den im nördlichen Markgräflerland von der Neubautrasse betroffenen
Gemeinden und Ortschaften den Schulterschluss wagen und sich in einer Bürgerinitiative
zusammenschließen.
Spätestens, als die Deutsche Bahn im Sommer 2002 die Pläne für
den Abschnitt zwischen Mengen und Buggingen vorgelegt habe, sei deutlich geworden,
was die Neubaugleise der Rheintalbahn für die Menschen in der vom Verkehr
ohnehin schon stark belasteten Region bedeuten: Während auf den übrigen
Streckenabschnitten eine Bündelung mit bestehenden Verkehrsadern realisiert
werde, führe die Trasse zwischen Mengen und Buggingen in Hochlage über
freies Feld und führt so zur Zerstörung einer intakten Landschaft,
zum Verlust wertvollen Nutz- und Ackerlandes und zu einer starken Minderung
der Lebensqualität durch die hohen zusätzlichen Lärmbelastungen.
Dass es dafür im wahrsten Sinne des Wortes "höchste Eisenbahn"
ist, machte Albert ter Wolbeek deutlich. Noch bis Ende 2003 laufe die Entwurfsplanung
der Deutschen Bahn. Sei sie erst einmal abgeschlossen, gebe es keinerlei Einflussmöglichkeiten
mehr. Um so wichtiger sei es deshalb auch, die Basis für einen möglichst
breiten Konsens zu schaffen. Um die Bevölkerung, wie es in der Satzung
heißt, nicht auseinander zu dividieren, soll innerhalb der Bürgerinitiative
keine Diskussion über den Trassenverlauf geführt werden. Es mache
keinen Sinn nach dem Floriansprinzip darum zu kämpfen, die Trasse um 100
Meter nach rechts oder links zu verschieben, sagte ter Wolbeeks. Die in der
Satzung formulierte Zielsetzung des Vereins sieht statt dessen vor, Einfluss
auf die technische Realisierung der dem Planfeststellungsverfahren zugrunde
liegenden Trasse, der sogenannten VT II, zu nehmen, um die Beeinträchtigung
für Mensch und Natur so gering wie möglich zu halten. Erreicht werden
könne dies nur - wie der aus der anschließenden Wahl hervorgegangene
erste Vorsitzende des neugegründeten Vereins, Roland Diehl, ausführte
- in Verhandlungen mit der Bahn.
Dazu müsse man sich jedoch zunächst den nötigen technischen Sachverstand
aneignen, um von der Bahn als Verhandlungspartner überhaupt ernst genommen
zu werden, aber auch indem man versuche, politische Vertreter zu aktivieren.
"Es liegt jetzt an uns, etwas aus der Sache zu machen", meint Diehl
und fordert seine Mitglieder auf, am Ball zu bleiben. Dazu möchte er einen
"jour fixe", einen festen Versammlungstermin einrichten, und zwar
jeweils am ersten Freitag im Monat, von 17 bis 19 Uhr in der Halle in Schlatt.
Das erste Treffen findet am 7. März statt. Während sich der Vorstand
aus Vertretern der Gemeinden Bad Krozingen und Hartheim zusammensetzt, können
in den Beirat auch Vertreter anderer betroffener Gemeinden berufen werden. Mitglied
werden kann hingegen jeder Interessierte für einen Mitgliedsbeitrag von
zehn Euro jährlich.
In den Vorstand gewählt wurden des weiteren Albert ter Wolbeek und Reinhard
Faller als Stellvertreter, Norbert Lang als Schriftführer, Rolf Maute als
Kassenwart, Bernhard Zehr als Vertreter Hartheims, Sabine Pfefferle als Vertreterin
Bad Krozingens sowie Ottmar Seywald als Pressewart. In den Beirat, der nur beratende
Funktion hat, gewählt wurden: Albert Bär (Schlatt), Martin Selz (Biengen),
Martina Faller (Hausen), Wolfgang Sedelmeier (Tunsel), Antoinette Faller (Feldkirch),
Franz Lais (Bremgarten), Klaus Moldenhauer (Bad Krozingen, Kernort) und Bernhard
Pfrengle (Hartheim).
28. Februar 2003 - Badische Zeitung (BAD KROZINGEN-TUNSEL) |
Landwirte wünschen einen Tunnel
BLHV zur Neubaustrecke
BAD KROZINGEN-TUNSEL (ywe). Die Planungen zum Neubau des dritten
und vierten Gleises der Deutschen Bahn AG beschäftigen seit längerer
Zeit Kommunen und Bevölkerung in der Region. Vor allem eine Berufsgruppe
ist von der neuen Trasse der Rheintalbahn besonders betroffen: die Landwirte.
Bei einem weiteren Informationsabend der Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverbände
(BLHV) Müllheim und Freiburg nutzten rund fünfzig von ihnen die Chance
und informierten sich in der Tunsler Turn-und Festhalle über die Möglichkeiten
einer Flurneuordnung.
"Wir müssen uns rechtzeitig auf Strukturprobleme vorbereiten, die
durch die Bahn und die Zerstückelung der landwirtschaftlichen Flächen
entstehen wird", appellierte Friedrich Borger vom Amt für Flurneuordnung
und Landentwicklung Freiburg an die Zuhörer. Schon heute verhinderten kleine
Flächen eine profitable Bewirtschaftung, da unproduktive Fahrzeiten die
Produktionskosten in die Höhe treiben. Wenn nach dem Trassenbau die Felder
noch kleiner werden, erhöhen sich auch die Produktionskosten weiter, warnte
Borger.
Im "Härtefall" droht Enteignung
"Zukunftsorientiert, tragfähig und von Dauer" sei deshalb aus
betriebswirtschaftlicher Sicht nur eines: eine Flurneuordnung, die größere
Parzellen bildet und so für Strukturverbesserungen sorgt. Ob und wie weit
eine Flurneuordnung für die Landwirte akzeptabel sei, dass sollen diese
in den nächsten Wochen und Monaten gemeinsam diskutieren und prüfen.
Natürlich steht dabei auch die Kostenfrage im Vordergrund: Was übernimmt
die Bahn, wie viel bleibt an den Landwirten hängen?
Eines beschäftigt die Landwirte natürlich am meisten: die Sorge um
den Wegfall von Ackerland. Vor allem die Pächter haben Angst, dass die
Besitzer ihr Land schon längst an die Bahn verkauft haben. "Die Bahn
hat versprochen, dass alles betriebsfreundlich ablaufen wird", versuchte
Borger zu beruhigen. Allerdings gab er zu, dass die Bahn im "Härtefall"
nötiges Gelände auch durch Enteignung bekommen wird.
"An einem Strang ziehen"
Am besten für alle wäre die Tunnelvariante", erklärte Werner
Räpple, Vizepräsident des BLHV Südbaden unter dem starken Beifall
des Plenums. Mit der Verlegung der Gleise unter die Erde wäre der Landschaft,
der Bevölkerung und den Landwirten am besten geholfen. "Damit werden
wir uns sicher nicht nur Freunde machen. Das Problem ist nämlich: wo beginnt
der Tunnel, und wo endet er?", prognostizierte der Vizepräsident.
Eines ist jedoch für ihn sicher: "Je kürzer der Tunnel, desto
eher die Chance, dass er kommt!" Wortmeldungen aus dem Publikum forderten
dagegen eine komplette Verlegung der Trasse unter die Erde. Ob die Bahn dem
jedoch zustimmen wird? "Ideal wäre, wenn wir alle zusammen mit den
betroffenen Gemeinden und der Bevölkerung an einem Strang ziehen",
sagte Hermann Ritter, der Kreisvorsitzende des BLHV Müllheim. Eines ist
sicher: Ob Tunnelvariante oder Flurneuordnung - an Diskussionsstoff wird es
in den nächsten Monaten nicht fehlen.
13. März 2003 - Badische Zeitung (BAD KROZINGEN) |
Tunnel statt hohem Damm
Bürgerinitiative formuliert ihre Forderungen für den Ausbau der Rheintalstrecke
der Bahn
BAD KROZINGEN. Kürzlich trafen sich Vorstand und
Beirat der Bürgerinitiative MUT (Mensch und Umwelt schonende DB-Trasse)
zu ihrer konstituierenden Sitzung. Dabei wurde zunächst der aktuelle Sachstand
der Trassenplanung durch die Deutsche Bahn für das 3. und 4. Gleis im Bereich
der Gemeinden Bad Krozingen und Hartheim herausgearbeitet.
Danach plant die zuständige DB-BauProjekt GmbH in Karlsruhe die so genannte
Vorschlagstrasse 2 (VT 2), die auf einem Damm den südlichen Breisgau und
das nördliche Markgräflerland von Mengen bis Buggingen durchschneiden
soll. Die Bürgerinitiative ist der Meinung, dass der zur Realisierung dieser
Trasse aufzuschüttende Wall die Landschaft verschandele und wertvollstes
Ackerland kosten werde.
Über 600 Güterzüge werden die Einwohner der angrenzenden Gemeinden
am Tag und besonders in der Nacht im Dreiminutentakt beschallen. Mit dem vorgesehenen
minimalen Schallschutz seien Lärmspitzen bis 60 dB(A) zu erwarten - ruhiger
Schlaf sei bis 40 dB(A) möglich. Mit dem Sinn und der Notwendigkeit eines
3. und 4. Gleises entlang der Vorschlagstrasse 2 könnten sich Gründer,
Vorstand, Beirat und die inzwischen weit über 200 Mitglieder der Bürgerinitiative
MUT durchaus anfreunden, auf keinen Fall jedoch mit der Art und Weise der technischen
Trassenausführung. Aus Solidarität mit den Landwirten und besonders
für die natürliche und vielfältige Umwelt müsse die nicht
akzeptable Dammlösung einer Tunnellösung weichen, die Landschaftszerstörung
und Lärm vermeide, hieß es.
Die Tunnellösung sähe vor, den bei Mengen geplanten Tunnel bis Buggingen
weiterzuführen, wo ein Unterwerfungsbauwerk die neue Trasse in die vorhandene
Rheintalbahn einkoppelt. Fachleute hätten der MUT die technische Machbarkeit
der Tunnellösung bestätigt. Die Deutsche Bahn wehre sich jedoch aus
Kostengründen dagegen.
Für ein Bauwerk, das eine Investition für Generationen darstelle und
das vielleicht über 200 Jahre Bestand haben werde, dürfe das Kostenargument
die vernünftigste Lösung nicht verhindern, so die Bürgerinitiaitve.
Die geforderte Tunnellösung sei kein technisches und auch kein finanzielles
Problem, hier sei die Politik gefordert. Daher sei aus Sicht der Bürgerinitiative
die DB-BauProjekt nicht der richtige Gesprächspartner, da sie als ausführendes
Organ nur technisch und finanziell argumentieren könne, ansonsten aber
keine Entscheidungsbefugnis habe. Vorstand und Beirat der MUT würden in
einer breiten Öffentlichkeitskampagne dafür kämpfen, dass die
Bahntrasse in einem Tunnel geführt werde, um Menschen vor Lärm und
die Landschaft vor Raubbau zu schützen.
Demnächst soll eine Webseite im Internet über die Ziele und Aktivitäten
von MUT informieren. Daneben plane der Vorstand eine Reihe von Informationsveranstaltungen,
um für die Anliegen der Bürgerinitiative überparteilich zu werben.
Konkrete Hilfe sei bereits in Sicht. So hätte sich der Vorsitzende der
Region Freiburg, OB Dieter Salomon, bei der DB-BauProjekt für eine Tunnellösung
entlang der Vorschlagstrasse 2 eingesetzt und auf Einsparungen bei Grunderwerb,
Lärmschutz- und Ausgleichsmaßnahmen hingewiesen, wodurch die zu erwartenden
Mehrkosten möglicherweise ausgeglichen werden könnten. Er fordere
ein Raumordnungsverfahren für die Tunnelvariante, die bisher nicht ernsthaft
geprüft worden sei. Auch die Landwirte im betroffenen Gebiet hätten
sich für eine Tunnellösung ausgesprochen. So habe der Präsident
des Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverbands (BLHV), Wendelin Ruf, an den
Freiburger Regierungspräsidenten Sven von Ungern-Sternberg geschrieben
und die Interessen seines Verbandes klargemacht.
Alle Mitglieder und Interessenten sind zu den öffentlichen Sitzungen der
Bürgerinitiative herzlich eingeladen. Sie finden an jedem ersten Freitag
im Monat um 17 Uhr in der Bad Krozinger Max-Planck-Realschule (EG-Raum 101)
statt.
17. März 2003 - Badische Zeitung (BAD KROZINGEN) |
Plädoyer für den Tunnel
Bad Krozinger Gemeinderat schließt sich BLHV-Forderung an
BAD KROZINGEN (mad). Die Gemeinde Bad Krozingen und
der Badische Landwirtschaftliche Hauptverband (BLHV) fordern von der Bahn übereinstimmend
einen Tunnel für das 3. und 4. Gleis im Bereich des nördlichen Markgräflerlandes.
Der Gemeinderat blieb aber im Gegensatz zum BLHV für den Abschnitt zwischen
Mengen und Buggingen weiterhin bei der Vorschlags-Trasse 2 (VT 2). Im Vorschlag
des Interessensverbandes der Landwirte schwenkt die Neubaustrecke hinter Tunsel
auf die alte Rheintalbahn zurück.
Einig sind sich der Kurort und der BLHV auch darin, dass der Bau eines Tunnels
den Geländeverbrauch erheblich reduzieren und die umfangreichen Ausgleichsmaßnahmen
erübrigen werde. Ebenso wäre dem Ruhebedürfnis der Kurkliniken
Rechnung getragen. Der Bau von Lärmschutzeinrichtungen hätte sich
ebenso erledigt.
Bürgermeister Ekkehart Meroth legt Wert darauf, dass die gesamte Region
auf einen Konsens hinarbeitet. So müssten die Anforderungsprofile etwa
von Eschbach oder Heitersheim deckungsgleich sein. Die Bahn hätte sich
nicht bewegt, die Forderung des Tunnels bündele die Interessen der Region.
Die Kosten seien mit denen des Freiburger Stadttunnels vergleichbar. Und auch
beim 3. und 4. Gleis sei der Bund, nicht die Bahn der Kostenträger.
Im Bad Krozinger Gemeinderat war man sich einig, in der Politik nach Verbündeten
suchen zu müssen. Es dürfe nicht der Eindruck erweckt werden, so Gemeinderat
Bernd Scherer (FDP), in Bad Krozingen sei alles bereits in trockenen Tüchern.
20. März 2003 - Badische Zeitung (BAD KROZINGEN) |
Lärmschutz ist und bleibt der Streitpunkt
Bürgerinformationsabend zum Bahnneubau / Zum Jahreswechsel wird Planfeststellungsverfahren
eingeleitet / Bürgerinitiative kündigt Widerstand an
Von unserer Redakteurin Agnes Pohrt
BAD KROZINGEN. Der Lärmschutz ist und bleibt für Bad Krozingen ein ungelöstes Problem bei den Planungen der Deutschen Bahn AG zum dritten und vierten Gleis. Ausführlich wurde am Dienstag bei dem Bürgerinformationsabend im Josefshaus darüber diskutiert, eine Lösung wurde nicht gefunden. So wird es auf das Planfeststellungsverfahren ankommen, das spätestens zum kommenden Jahreswechsel für den Streckenabschnitt Kenzingen-Buggingen eingeleitet werden soll.
Auf dem Podium hatten sich etliche Fachleute eingefunden.
Bürgermeister Ekkehart Meroth begrüßte neben Tiefbauamtsleiter
Dietmar Gündisch und dessen Stellvertreter Paul Kopp Thomas Burmeister
als Rechtsanwalt der Gemeinde, Flächenchennutzungsplaner Kornelius Brenner,
Elke Höpfner-Toussaint, zuständige Referentin für das Planfeststellungsverfahren
im Regierungspräsidium, Christophe Jacobi, Projektleiter bei der Bahn AG
für den Streckenabschnitt Kenzingen-Buggingen, und Peter Fritz, Sachverständiger
für Schallschutz.
Meroth erinnerte, dass die Neubaustrecke Teil des europäischen Fernschienennetzes
ist. In Bad Krozingen erwarte man, dass die Lebensgrundlagen und die Lebensqualität
im Ort durch den Bahnausbau nicht beschädigt werden. "Seit vier Jahren
sind wir mit der Bahn im Gespräch, erreicht wurde wenig", so der Bürgermeister.
Bad Krozingen sei in mehrfacher Hinsicht eine Ausnahme. Zum einen verlaufe nur
in diesem Abschnitt die Neubaustrecke nicht gebündelt, das heißt
weder entlang der Autobahn noch entlang der bestehenden Rheintalbahn. In einer
bislang nicht zersiedelten Landschaft entstehe einer der am stärksten belasteten
Verkehrswege Deutschlands. Als Gemeinde, die wirtschaftlich vom Kurbetrieb und
Fremdenverkehr abhängig ist, sei Bad Krozingen von der zu erwartenden Lärmbelastung
besonders betroffen, erklärte der Bürgermeister und erläuterte
dies mit Zahlen. Allein in der Nacht, zwischen 22 und 8 Uhr, seien 136 Güterzüge
auf der neuen Trasse geplant. In den Ortschaften Schlatt, Tunsel, Biengen und
Hausen betrage die Lärmspitze pro Güterzug 60 dB(A) und das im Abstand
von etwa dreieinhalb Minuten. Die Lärmbelastung gehe somit weit über
die der Altbaustrecke hinaus, erläuterte Meroth. Laut DIN 18005, die Orientierungswerte
zur Einhaltung angemessener Wohnverhältnisse vorgibt, seien gesunde Wohnverhältnisse
bis zu einer Belastung von 40 dB(A) gegeben. Somit sei an der Strecke ein Lärmschutz
notwendig, entweder durch eine acht Meter hohe Lärmschutzwand oder durch
eine Tunnellösung. Diese wird bekanntlich sowohl von der Gemeinde Bad Krozingen
wie auch vom Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverband und der Bürgerinitiative
MUT (Mensch und Umwelt schonende DB-Trasse) favorisiert.
Während die Gemeinde die DIN-Norm zugrunde gelegt haben will, hält
man sich bei der Bahn beim Lärmschutz an die 16. Bundesimmissionsschutzverordnung
(BIMSchVO), die für Straßen-und Schienenbau gilt. Hier beträgt
der Grenzwert 49 dB(A), hinzu kommen noch fünf dB(A) Bahnrabatt, so Meroth.
Christophe Jacobi und der Schallschutzsachverständige Peter Fritz stellten
die Berechnung der Gemeinde in Frage. Es sei falsch, von Spitzenwerten auszugehen,
Grundlage seien stattdessen so genannte Mittelungspegel. Auch in der DIN 18005
würde der Bahnrabatt von fünf dB(A) gelten. "Die Bahn lehnt Lärmschutz
nicht ab, sondern legt bei ihren Bauvorhaben die Gesetze zugrunde", sagte
Jacobi. Maßgeblich sei die Bundesimmissionsschutzverordnung.
Durch den Lärmschutz, der an der bestehenden Strecke angebracht wird, und
den Rückgang des Güterverkehrs durch die neue Trasse werde es im Kernort
von Bad Krozingen leiser als bisher. Um acht bis zehn dB(A) reduziere sich die
Lärmbelastung. Allerdings, so räumte Jacobi ein, wird es durch die
neue Bahntrasse in den Ortsteilen Schlatt, Biengen, Tunsel und Hausen um drei
bis fünf dB(A) lauter werden. Mit dem so genannten besonders überwachten
Gleis - die Gleise werden regelmäßig auf Schäden untersucht
- könnte aber der Grenzwert von 49 dB(A) eingehalten werden.
Der Projektleiter kritisierte auch das Schaugerüst an der L 120. Hier werde
eine Trassenhöhe von über drei Metern suggeriert, tatsächlich
betrage sie 1,5 Meter, nach 300 Metern sei die Trasse wieder auf Geländeniveau.
Die neue Trasse verlaufe also keinesfalls in einer Hochlage. Eine Tunnellösung
hält die Bahn für unrealistisch. Die Kosten seien 300 Millionen Euro
höher.
"Drastische Konfliktlage"
Tiefbauamtsleiter Dietmar Gündisch erläuterte noch einmal kurz die
Geschichte des "Jahrtausendprojektes". Hausens Ortsvorsteher Reinhard
Faller warb nochmals für die Tunnellösung. Planer Brenner schilderte
die Lärmproblematik aus seiner Sicht. Ohne Lärmschutz sei es in weiten
Teilen von Bad Krozingen und Hartheim nicht mehr möglich ein qualifiziertes
ruhiges Wohngebiet auszuweisen, denn als Städteplaner müsse er die
DIN 18005 zugrunde legen. "Hier gibt es eine drastische Konfliktlage, die
man entschärfen sollte", appellierte Brenner an die Bahn.
Auch Rechtsanwalt Burmeister warb dafür, nicht immer nur die Minimalstandards
anzulegen, sondern nach Kompromissen zu suchen. Diese wurden an diesem Abend
jedoch nicht gefunden und so wird es auf das Planfeststellungsverfahren ankommen,
das, wie Elke Höpfner-Toussaint nochmals bestätigte, spätestens
Anfang nächsten Jahres beginnt. Dann können die Bürger ihre Einwände
vorbringen.
Davon wird es wohl etliche geben. Roland Diehl, Vorsitzender der Bürgerinitiative
MUT, warf der Bahn in der Diskussion eine "menschenverachtende Planung"
vor. Er wandte sich gegen eine weitere Lärmdiskussion und forderte die
Tunnellösung. "Wir werden eine Front aufbauen", gab sich Diehl
kämpferisch.
21. März 2003 - Badische Zeitung (Kreisumschau) |
BAD KROZINGEN Streit um Lärmschutz
Der Lärmschutz ist und bleibt für Bad Krozingen ein ungelöstes
Problem bei den Planungen der Deutschen Bahn AG zum dritten und vierten Gleis.
Ausführlich wurde jetzt bei einem Bürgerinformationsabend darüber
diskutiert, eine Lösung wurde nicht gefunden. So wird es auf das Planfeststellungsverfahren
ankommen, das spätestens zum kommenden Jahreswechsel für den Streckenabschnitt
Kenzingen-Buggingen eingeleitet werden soll. Bad Krozingens Bürgermeister
Ekkehart Meroth erinnerte daran, dass die Neubaustrecke Teil des europäischen
Fernschienennetzes ist. In Bad Krozingen erwarte man, dass die Lebensgrundlagen
und die Lebensqualität im Ort durch den Bahnausbau nicht beschädigt
werden. "Seit vier Jahren sind wir mit der Bahn im Gespräch, erreicht
wurde wenig", so der Bürgermeister. Bad Krozingen sei in mehrfacher
Hinsicht eine Ausnahme. Zum einen verlaufe nur in diesem Abschnitt die Neubaustrecke
nicht gebündelt, das heißt weder entlang der Autobahn noch entlang
der bestehenden Rheintalbahn. In einer bislang nicht zersiedelten Landschaft
entstehe einer der am stärksten belasteten Verkehrswege Deutschlands. Als
Gemeinde, die wirtschaftlich vom Kurbetrieb und Fremdenverkehr abhängig
ist, sei Bad Krozingen von der zu erwartenden Lärmbelastung besonders betroffen.
Allein in der Nacht, zwischen 22 und 8 Uhr, seien 136 Güterzüge auf
der neuen Trasse geplant. Die Lärmbelastung gehe somit weit über die
der Altbaustrecke hinaus, erläuterte Meroth. Somit sei an der Strecke ein
Lärmschutz notwendig, entweder durch eine acht Meter hohe Lärmschutzwand
oder durch eine Tunnellösung. Diese wird bekanntlich sowohl von der Gemeinde
Bad Krozingen wie auch vom Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverband und der
Bürgerinitiative MUT (Mensch und Umwelt schonende DB-Trasse) favorisiert.
apt
10. April 2003 - Badische Zeitung (Tagesspiegel) |
Drei Varianten ein Traumziel
Bahnknoten Buggingen
Ohne den Bahnknoten Buggingen kann die Rheintaltrasse
nicht realisiert werden. Das könnte ein ausreichendes Druckmittel sein.
Die Bahn verfolgt aber ausschließlich die von ihr favorisierte Bündelungstrasse
und die belastet vor allem die Bürger von Seefelden. Die Freie-Feld-Variante
würde Seefelden entlasten, aber die Kalibewohner und Hügelheim verstärkt
beschallen. Deshalb, aber auch wegen dem Mehrverbrauch an Flächen, hat
diese Trasse wohl wenig Chancen. Die Tunnelvariante von Mengen bis südlich
von Buggingen wäre aber eine Möglichkeit, sämtliche Probleme
zu lösen und allen Bürgern gerecht zu werden. Die Bürgerinitiative
MUT - schon der Name ist Programm - setzt sich vehement für den Tunnel
ein und Buggingen stellt sich jetzt, wie viele andere Gemeinden auch, voll hinter
diese Forderung. Gleichzeitig muss sich die Gemeinde aber auch verstärkt
um die Optimierung der Bündelungstrasse kümmern, damit Buggingen (und
vor allem Seefelden), wenn diese Trasse doch kommen sollte, nicht mit leeren
Händen und ohne wirksamen Schallschutz da steht. Außerdem wird auch
die bereits totgesagte Feldlösung weiter verfolgt. Dies kann und soll nämlich
den Druck auf die Bahn erhöhen. Jeglicher Widerstand gefährdet kostenträchtig
den Zeitplan und das können sich die Verantwortlichen kaum leisten. Wird
hingegen der Tunnelbau bewilligt, könnte die Bahn sofort und ohne Dementi
mit dem Buddeln beginnen. Der Tunnel könnte sich dann vielleicht auch finanziell
als kleineres Übel erweisen. Zeit ist Geld und jetzt ist wirklich allerhöchste
Eisenbahn.
Sigrid Umiger
11. April 2003 - Badische Zeitung (Freiburg) |
"Gewaltiger Widerstand" gegen Bahn
Kommunen wollen zusätzlichen Güterverkehr aus Frankreich nicht auf
der Rheintalstrecke / Akzeptanz für Ausbau gefährdet
Von unserem Redakteur Klaus Rütschlin
FREIBURG. Städte und Gemeinden am südlichen Oberrhein haben gegen die Pläne der Bahn, pro Tag 140 bis 220 Güterzüge aus Frankreich durch Südbaden in die Schweiz zu leiten, "gewaltigen Widerstand" angekündigt. Der Freiburger Oberbürgermeister und die Landräte des Breisgau-Hochschwarzwalds und von Emmendingen warfen gestern der Bahn vor, mit ihrem Vorgehen die Zustimmung der Region zum Ausbau der Oberrheinbahn zu gefährden.
Oberbürgermeister Dieter Salomon, und die Landräte
Jochen Glaeser und Volker Watzka verlangten gestern in einer gemeinsamen Pressekonferenz
von der Bahn Aufklärung. Wenn es stimme, was bei der Diskussion um die
Bypasspläne am Hochrhein bekannt wurde, wo der Güterverkehr nordöstlich
an Basel vorbei geleitet werden soll, dann sei der Zustimmung zum 3. und 4.
Gleis am südlichen Oberrhein die Geschäftsgrundlage entzogen. Die
Zahl der Güterzüge werde dann nämlich etwa doppelt so groß,
wie bisher angenommen. Glaeser sagte, er habe "größte Bedenken",
dass der Bahnausbau bei der Bevölkerung noch Akzeptanz finde, wenn zwei
wesentliche Voraussetzungen für die Zustimmung wegfielen: die Lärmentlastung,
speziell in den Nachtstunden, und die Verbesserung des Personennahverkehrs.
Der kann derzeit nicht wie gewünscht erweitert werden, weil es auf den
Gleisen der Oberrheinbahn Kapazitätsengpässe gibt. Die neuen Planungen
der Bahn würden beide Ziele wieder in Frage stellen, sagte der Landrat.
Salomon warf den drei staatlichen Bahnunternehmen DB, SBB und SNCF vor, "Geheimdiplomatie"
zu betreiben und an den betroffenen kommunalen und regionalen Stellen vorbei
wichtige Vorentscheidungen zu treffen. Dabei würden sie sich lediglich
nach dem betriebstechnischen Optimum richten. Andere, öffentliche Belange
würden einfach ignoriert. "Die Bahn", so Salomon, "muss
sich endlich angewöhnen, die zuständigen Gebietskörperschaften
frühzeitig zu informieren und in solche Entscheidungen einzubeziehen."
Ein Staatsunternehmen könne nicht über die Köpfe der Bevölkerung
hinweg derart einschneidende Festlegungen treffen.
Die drei Kommunalpolitiker verlangten gestern von den drei Bahnen eine ergebnisoffene
Überprüfung der möglichen Umfahrungen von Basel, auch der westlichen.
Zu fragen sei dabei auch, woher die französischen Züge kommen.
Unklar ist derzeit auch noch, wo die Bahnen die Güterzüge aus Frankreich
über den Rhein leiten wollen. In Frage kommen der Raum Straßburg
und ein Übergang bei Neuenburg. Hier sehe der Bundesverkehrswegeplan plötzlich
40 Millionen Euro für eine Verknüpfung mit dem französischen
Schienennetz vor. "Und das, nachdem wir uns jahrelang darum bemüht
haben, ein paar Mark für den grenzüberschreitenden öffentlichen
Personenverkehr zusammen zu bekommen," monierte Glaeser gestern.
Glaeser sagte, alles, was in den vergangenen Monaten mit den Gemeinden und der
Deutschen Bahn zum Thema Lärmschutz besprochen wurde, wäre "leeres
Geschwätz", wenn die jetzt bekannt gewordenen Pläne zuträfen.
"Sie müssen vom Tisch", bekräftigte Salomon.
11. April 2003 - Badische Zeitung (Tagesspiegel Kommentar) |
Geheimsache Bahnlärm
Bahnausbau
Dass die Bahn die Region bewusst hinters Licht führt,
wollte Landrat Glaeser gestern nicht behaupten, aber ausschließen wollte
er es genau so wenig. Mit Recht sind kommunale und regionale Stellen empört.
Sie haben nach langen Verhandlungen und Gesprächen über den Ausbau
der Oberrheinbahn plötzlich erfahren müssen, dass die Deutsche Bahn
mit benachbarten Bahngesellschaften klammheimlich entschieden hat, wesentlich
mehr Güterverkehr über die Rheintalstrecke rollen zu lassen, als bisher
vorgesehen war. Damit ist allen bisherigen Vereinbarungen die Grundlage entzogen.
Zugeständnisse in Sachen Lärmschutz beim Bau des dritten und vierten
Gleises gingen von völlig anderen Belastungen aus. So darf das Staatsunternehmen
Bahn mit den betroffenen Bürgern und Entscheidungsträgern in der Region
nicht umgehen. Für jeden Golfplatz sind aufwändige Raumordnungs-und
andere Verfahren vorgeschrieben. Und die Bahn greift massiv in die Landschaft
ein, ohne dass sie die Öffentlichkeit über ihre Absichten und Entscheidungen
informiert. Irgendwann fahren plötzlich mehr Züge, laute Züge,
Güterzüge. Die Bahnmanager gehen selbstherrlich über Gesundheit
und Lebensqualität der Menschen am Oberrhein hinweg. Da ist die Politik
gefragt. Wenn schon nicht die hiesigen Kommunen, so wird doch wenigstens der
Bund als Eigentümer noch irgendeinen Einfluss auf das Unternehmen Bahn
haben.
Klaus Rütschlin
letzte Aktualisierung am 14.04.2003